«Nachbrenner»

Interview-Serie «Nachbrenner» – vom Projektleiter zum rollenden Waschbären

In unserer neuen Serie «Nachbrenner» porträtieren wir Menschen, die nach ihrer beruflichen Karriere einen Neustart als Unternehmer wagten.

Im heutigen Teil geht es um Jan Mezger. Jan und ich haben uns vor einigen Jahren kennengelernt. Damals erlangte er aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes für den Erhalt respektive Relaunch der Markthalle in der Stadt Bern meine Bewunderung. Pro Memoria für Outsider: Bern hatte bis 2013 eine grossartige, gut gelegene Markthalle mit vielseitigem Gastro- und Kulinarikangebot. Ein idealer Treffpunkt für Ansässige, Besucher und Touristen von Bern, bevor sie einem grossen Discounter weichen musste. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem bei einer Kaderselektionsgruppe, hat sich Jan mit Rolling Racoon selbständig gemacht.

Lesen Sie im Interview, wie es dazu kam, welche Hürden zu meistern waren und ob Jan es nochmals tun würde.

Abschnitt 1 Jan 2MB komprim

Jan, wann hattest du dich entschieden, professioneller Filmer und Fotograf zu werden?

Ich glaube, unterbewusst hatte ich mich schon vor langer Zeit zu diesem Schritt entschieden. Ich produziere bereits seit bald 10 Jahren Videos und Fotografien im privaten wie auch im Sportsektor, dies alles jedoch ehrenamtlich. Aufgrund meiner Nebentätigkeiten in den Bereichen Marketing und Social Media für diverse Unternehmen nahmen die Aufträge in der Foto- und Videografie immer mehr zu. Und ich hatte grossen Spass daran, bildete mich stetig weiter und sah dann die Chance, mit Videos und Fotos Geld zu verdienen. Es war schon lange meine Leidenschaft, die ich heute als Beruf ausüben darf.

Logo Rolling Racoon

Was braucht es, dass eine Vision auch real wird?

Glücklicherweise hatte ich durch mein Studium als Betriebswirtschafter und meiner Erfahrung in der Beratung von Startups bereits das Rüstzeug, meine Vision umzusetzen. Aber ohne Fleiss kein Preis. Es ist ein hart umkämpftes Business. Ich brauchte eine Strategie, Ziele und eine klare Positionierung, um in diesem Markt Fuss zu fassen. Was mir half, war mein grosses Business-Netzwerk, auf welches ich zurückgreifen konnte. Und man muss bereit sein, sich stetig weiterzuentwickeln. Denn die Themen, in welchen ich mich bewege, sind sehr schnelllebig.

pexels pixabay 257904 komprim

Trotzdem bleibt es häufig bei einem Traum.

Ja, der Einstieg in die Selbständigkeit oder in das Unternehmertum ist kein Zuckerschlecken. Nur wer sich klare Ziele setzt und diese durch viel Einsatz verfolgt, kann sich in einem bestehenden Markt etablieren. Für viele Menschen sind Foto- wie auch Videografie grossartige Hobbies. Eines davon oder gleich beide in ein funktionierendes Business umzusetzen, ist eine grosse Herausforderung, die viel Engagement und Durchhaltewille fordert.

2021 10 09 Photoworkshop DaniKneubuehl A7R0821 gigapixel standard scale 4 00x

Erzähle doch etwas zur konkreten Umsetzung

Vom Entscheid über den Businessplan bis hin zur Umsetzung dauerte es lediglich 6 Monate. Da ich zu Beginn von zu Hause arbeitete, konnte ich meine Kosten tief halten. Bereits vor dem offiziellen Start begann ich, mein Netzwerk abzuklappern und zu schauen, wo Bedürfnisse für meine künftigen Dienstleistungen bestanden. Ich habe meinen Brand definiert und mir ein Logo gestalten lassen, meine Plattformen (Webseite, Social-Media-Kanäle, etc.) aufgebaut, habe an Netzwerkanlässen teilgenommen und überall, wo ich die Möglichkeit hatte, meinen Brand vorgestellt. Im Frühling des ersten Geschäftsjahres folgten dann grössere Investitionen in neue Kameras, Licht, Mikrofone, etc.

Und dann kam die harte Landung vom Traum ins reale Leben?

Ein Unternehmen zu gründen, heisst nicht automatisch, erfolgreich zu sein. Viele Startups schaffen das erste Jahr nicht. Weitere scheitern in den folgenden 2 bis 3 Jahren. Ein Jungunternehmen zu etablieren und sich einen Kundenstamm aufzubauen, ist harte Arbeit. Man muss Vertrauen schaffen, viel Netzwerken und die Bekanntheit der Marke stetig steigern. Teilweise arbeitet man Tage und Nächte daran, neue Kunden zu gewinne, ohne ein zählbares Ergebnis. Es ist ein steiniger Weg mit vielen Aufs und Abs. Zudem reicht es nicht, ein tolles erstes Geschäftsjahr zu verzeichnen. Das zweite Jahr ist meist das schwierigste. Man muss stetig neue Aufträge generieren und gleichzeitig sich und die Firma weiterentwickeln. Hier zeigt sich, ob man als Unternehmer geschaffen ist und ob man trotz Rückschlägen den Durchhaltewillen behalten kann.

2021 10 09 Photoworkshop DaniKneubuehl DSC0592 2 komprim v2

Was gibst du Menschen mit ähnlichen Gedanken mit auf den Weg?

Ich persönlich liebe die täglichen Herausforderungen. Eine Leidenschaft zum eigenen Business zu machen, sehe ich als eine der erfolgreichsten Methoden, es zu schaffen. Sich die Vision immer vor Augen zu halten, sich klare Ziele zu setzen, hart zu arbeiten und trotz Rückschlägen Freude an der Arbeit zu behalten, ist aus meiner Sicht der Weg zum Erfolg. Es sind viele Aufgaben, die man allein bewältigen muss und es braucht etwas Weitsicht. Startet man zu zweien oder mehreren, kann das gewisse Vor- aber auch Nachteile haben. Sei dir nicht zu schade, externe Hilfe beizuziehen. Teilweise sind es nur kleine Stellschrauben, an denen gedreht werden muss. Verliere niemals die Freude an dem, was du tust.

Und aus meiner Sicht das Wichtigste: Wenn du es wirklich willst, dann schaffst du es auch.

Interview: Stephan Roth, Nachfolgepool

Kontakt Jan Mezger: www.rolling-racoon.com