«Umwegfaktor» bei der Unternehmensbewertung

Bei Unternehmensbewertungen geht es um die Wahrheitsfindung. Gewinne werden oft nach oben bereinigt und mit tiefen Zinsen kapitalisiert. Daraus ergibt sich der Unternehmenswert, welcher als „Weisheit letzter Schluss“ angepriesen wird.

Ertragswerte basieren auf den kapitalisierten Gewinnen – der Zukunft (!) und nicht der Vergangenheit. Kapitalisierungszinssätze gehen von einem risikofreien Zins aus und werden durch Zuschläge für das operative Risiko, jenes für die erschwerte Verkäuflichkeit oder auch für Kleinunternehmen erhöht. Markt-, Währungs-, Weltwirtschafts- und Wettbewerbsrisiken werden in einer einzigen Zahl abgebildet, welche als glasklare Wahrheit dargestellt wird. Das Risiko einer schweren Krankheit oder sogar dem Tod des Nachfolgers wird ausgeblendet. Die meisten Bewertungen gehen von einer umwegfreien Zukunftsentwicklung aus.

Jedes Unternehmens wird mehrmals gezwungen, Umwege vom geplanten Pfad einzuschlagen. Achten wir auf die Geschäftsberichte für das Jahr 2015. Zahlreiche Unternehmen haben ihre Ziele nicht erreicht. Gründe dazu gibt es viele.  Durch die Währungssituation, die Abkühlung von Chinas Wirtschaft und anderen globalen Grosswetter-Störungen gehen der Schweizer Industrie pro Monat rund 1'000 Arbeitsplätze verloren.

Wer vor dem 15. Januar 2015 einen Businessplan für die nächsten 5 Jahre geschrieben hat, lag wahrscheinlich bei einigen Annahmen falsch. Und was wird noch alles geschehen?  

Deshalb plädieren wir dafür, dass der «Umwegfaktor» als feste Grösse in die Bewertungen Eingang findet. Ist ein Unternehmen tatsächlich von Umwegen verschont und alle Ziele wer-den störungsfrei erreicht, kann der Kaufpreis mit einer Earn-out-Klausel aufgebessert werden.

Nachfolgepool