Wie man sein Leben - oder eben sein Unternehmen - garantiert in den Sand setzt

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Seit einigen Jahren verschlinge ich mit Genuss die Publikationen von Rolf Dobelli*. Unter anderem der Bestseller "Die Kunst des Klaren Denkens" ist wärmstens zu empfehlen. Seit neustem erscheint in der NZZ am Sonntag eine Kolumne unter dem Titel «Die Kunst des miserablen Lebens». In süffiger, aber einbrennender Form werden Ratschläge erteilt, wie man sein Leben garantiert in den Sand setzt.

Inspiriert davon habe ich mir Gedanken gemacht, was dies für einen Unternehmer in Bezug auf seine Firma bedeuten könnte. Dies im Hinblick darauf, dass er sie einmal in andere Hände geben möchte. Will er hingegen bis zum Umfallen weiterarbeiten, dann ist unbedingt folgendes zu beachten:

 

  • Konzentrieren sie alles Wissen in ihrem Kopf – geben Sie nichts weiter und dokumentieren Sie nichts.
  • Setzen sie weiterhin auf ein paar wenige, aber langjährige Kunden. Bauen Sie wenn möglich den Hauptkunden weiter aus. Das spart enorm an Zeit und erübrigt mühsame Neukundengewinnung.
  • Investieren Sie nichts mehr. Ihre Maschinen halten noch ewig. Schliesslich wurde Ihre Technologie von Ihren Stammkunden noch nie beanstandet.
  • Halten Sie den Lohn so tief wie möglich und häufen Sie Cash im Unternehmen an.
  • Beziehen Sie hingegen so viele Privatspesen wie möglich über die Firma. Verbuchen Sie diese so, dass niemand – nicht einmal Sie – diese nachvollziehen können.
  • Vermeiden Sie generell und unbedingt Transparenz in Ihren Geschäftszahlen. Wen interessiert es schon, mit welchen Produkten Sie wieviel Geld verdienen.
  • Führen Sie ihr Unternehmen generell nach dem Kontostand.
  • Sofern sie über mehrere Gesellschaften verfügen: Verflechten Sie die Unternehmen mit gegenseitigen Darlehen und Verrechnungen. Je weniger die Geldströme nachvollziehbar sind, desto besser.
  • Halten Sie das Warenlager möglichst hoch und nehmen Sie auf keinen Fall Bereinigungen vor. Es gibt bestimmt Kunden, die für ihre 20jährige Anlage Ersatzteile benötigen werden.
  • Erwerben Sie unbedingt die angrenzende Nachbarsliegenschaft über die Firma. Das gibt zusätzliches Abschreibungspotenzial und bestenfalls zusätzliche Mietzinserträge.
  • Nutzen Sie die ruhigere Sommerzeit, um die letzten Informationen für die Jahresrechnung des Vorjahres aufzubereiten. Schliesslich wurde bei der Steuerbehörde Fristverlängerung beantragt.
  • Machen Sie sich keine Gedanken über die Zukunft. Die kann man ja sowieso nicht beeinflussen – es kommt wie es kommt.
  • Halten Sie sich verschlossen gegenüber Mitarbeitern, was die Nachfolge anbelangt. Es ist offensichtlich, dass sie noch voll im Saft sind.
  • Verschliessen Sie sich komplett gegenüber jüngeren Generationen und modernen Arbeitsformen.
  • Bewertung ihres Unternehmens: Kumulieren Sie die Gewinne der letzten 10 Jahre. Anschliessend schlagen Sie unbedingt eine Schmerzensprämie für die Unwegsamkeit der Vergangenheit dazu.

Das Team vom Nachfolgepool erteilt zum Schluss folgende, wörtlich gemeinten Ratschläge: Geniessen Sie die Adventszeit und die nahenden Festtage. Starten Sie zufrieden und guten Mutes ins neue Jahr.

Stephan Roth, Nachfolgepool / Dezember 2023

 

*Rolf Dobelli ist Schweizer Schriftsteller und Unternehmer. Siehe auch www.dobelli.com