Wieviel würden Sie für dieses Unternehmen bezahlen? Teil II

Was bisher geschah:

Ein ordentlich aufgestelltes KMU erwirtschaftet die letzten Jahre folgende betriebswirtschaftliche Zahlen:

  • Umsatz: 5,1 Mio. / 5 Mio. / 4,9 Mio. / 4,6 Mio. / 4,7 Mio.
  • Reingewinne: 0,3 Mio. / 0,25 Mio. / 0,1 Mio. / 0.14 Mio. / 0,21 Mio.
  • Verkehrswert Betriebsgebäude: 1,5 Mio.

Vorweg herzlichen Dank für die scharfsinnigen und zutreffenden Rückmeldungen und Angebote. Natürlich ist die Geschichte angereichert mit zwar netten, aber nicht relevanten Anekdoten. Und klar fehlten einige nützliche Informationen. Aber mal ehrlich; leben wir nicht alle von Informationsasymmetrie?

Unter anderem sind in diesem Fall folgende Punkte zu klären:

  • Ist in den Zahlen eine kalkulatorische Miete eingerechnet?
  • Wie hoch sind die jährlichen (Ersatz-)Investitionen?
  • Wo liegen die zukünftigen, realistischerweise zu erwartenden Gewinne?
  • Was geschieht mit der Immobilie? Ist dies überhaupt werthaltig ohne den Betrieb?

Es gingen folgende Wertbandbreiten ein:

  • 1,5 bis 2,0 Mio. inklusive Liegenschaft (sofern eben kalkulatorische Mietkosten berücksichtigt) sind
  • 0,5 bis 1,1 Mio. ohne Liegenschaft

Sind dies realistische Einschätzungen? Ja, weil es eine Art Marktsicht darstellt und weil die richtigen Ansätze verwendet wurden. Zum Beispiel die Multiple-Betrachtung: EBITDA-Multiple (Faktor des betriebswirtschaftlichen Gewinns vor Zinsen und Abschreibungen) oder Reingewinn-Multiple. Einfach erklärt zeigen diese Ansätze, wie lange es dauert, bis der Kaufpreis «refinanziert» ist. Mögliche Käufer blicken in die Zukunft und stellen sich die Frage, in welchem Zeitraum die Investition zurückgeführt werden kann. Aber Vorsicht: Um den Zahlen überhaupt Verlässlichkeit beimessen zu können, sind zwingend auch qualitative Fragen z. B. zum Markt & Wettbewerb, dem Personal (Schlüsselmitarbeiter!), den Produkten (Innovation) und insbesondere dem USP zu klären. Was genau zeichnet das Unternehmen aus? Worin differenziert es sich?

Ist in den Vorstellungen des Verkäufers viel Vergangenheit und Substanz enthalten, muss dies adressiert werden. Meine Empfehlung ist, nicht über die absoluten Werte, sondern deren Herleitung zu diskutieren. Dies kann helfen, gordische Knoten zu lösen. Damit ein Unternehmer überhaupt in die «angenehme» Situation einer Verhandlung kommt, sollten sich mehrere Parteien für die Firma interessieren. Dies kann in der Regel nur mit einem professionell unterstützten Prozess erreicht werden. Eine Top-Adresse, die Unternehmer auf diesem Weg begleitet sei an dieser Stelle nicht explizit erwähnt…

Zum Schluss noch ein Zitat aus einer der Rückmeldungen:

«Es scheint, dass das Unternehmen so wie es jetzt dasteht etwas dahingleitet und der neue Inhaber das Heft resolut in die Hand nehmen muss. Das braucht Zeit und kostet viel Energie.»

  - Unternehmer Food Industrie aus dem Grossraum Zürich -

In diesem Sinn wünscht das Team vom Nachfolgepool weiterhin viele gute Kontakte und Geschäfte im 2017.

Auf bald. Stephan Roth