Wir freuen uns über eine weitere Kolumne von Paul Stämpfli. So viel vorab: Es geht um die Wahrheit des Preises und - wie in im Leben grundsätzlich elementar - Vertrauen. Wir wünschen ein sommerliches Wochenende. Beim heutigen Vogelbild handelt es sich übrigens um einen Zaunammer, aufgenommen diesen Frühling in Maienfeld.

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Wo liegt die Wahrheit?

Zaunammer Paul 2023 Kolumne 2 2023 v2

Ich bin für mehrere Newsletter rund um Wirtschaftsfragen registriert. Darin dreht sich (fast) alles ums Geld: sei es für neue oder gebrauchte Uhren; die Wertsteigerungspotenziale von Immobilien; Tipps für den Kauf von Aktien; Einkommensoptimierung dank Karriere; wie man die Altersvorsorge aufbaut; wer wie viel verdient und vieles mehr.

Wer nicht die Wahrheit sagt, lügt, ist die allgemein herrschende Meinung. Die Gerichte wissen etwas darüber zu erzählen. Gehen wir zur Frage über, welcher Preis für ein Unternehmen die Wahrheit widerspiegelt. Über Bewertungen gibt es tausende Seiten Literatur. Aber über die Wahrheit des Preises fand ich ausser philosophischen Erklärungen nichts. Die Unternehmensbewertung ist deshalb kein Thema für die „Sternstunde Philosophie“, sondern der Marktwirtschaft. Eine Firmenbewertung zeigt keine absolute Wahrheit, sondern eine erwartete. So funktioniert auch die Börse.

Was ist die Quintessenz? Transparenz, zwischen den Parteien gemeinsame Schlüsselkriterien festlegen, faire Bewertung von Chancen und Risiken (keine zu Gunsten der andern stärker gewichten), keine unlauteren Versprechen, Vertrauen schaffen – das sind die Werte für eine gute Bewertung. Alle, welche sich mit Bewertungsfragen beschäftigen, sollten die erwartete Wahrheit als Richtschnur in ihre Überlegungen einbeziehen. Die zukünftige KMU-Generation wird es ihnen danken. Und was sollen die Berater dem Verkäufer sagen? Der Unternehmensmarkt ist kein Basar, wo man mit hohen Preisen beginnt und bei jeder Sitzung etwas nachgibt. Argumente zählen, nicht die Hoffnung.

Paul Stämpfli